RBG - oder das Recht zu sein, wer ich bin

Ruth Bader Ginsburg, Illustration
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Der März ist ein Frauenmonat. Equal Care, Equal Pay, Frauentag - rund um den Globus sind die Frauen und Gleichstellungsthemen präsent wie sonst zu keiner Jahreszeit. Dies spiegelt sich auch in den Kirchen, in welchen jedes Jahr Anfang März der ökumenische Weltgebetstag der Frauen gefeiert wird. Und der Sonntag Lätare (= Freudensonntag = 14. März im Jahr 2021) wird hierzulande als Frauensonntag begangen. Wie passend, wenn in diesen Monat auch Geburtstage namhafter Frauen fallen.

Eine davon ist - genauer gesagt, war - Ruth Bader Ginsburg - auch "notorius RBG" genannt. Sie wäre an diesem 15. März 2021 88 Jahre alt geworden. Im vergangenen Jahr ist sie am 18. Septemeber nach einem Krebsleiden verstorben.

Ruth Bader Ginsburg war eine der ersten Jura-Professorinnen in den USA und wurde 1993 auf Vorschlag von Präsident Clinton als zweite Frau an den Supreme Court berufen. Mit acht weiteren Frauen hatte sie neben 500 Männern in den 1950er Jahren ein Jura-Studium an der Harvard University begonnen. Obwohl sie eine Frau, Mutter und Jüdin war und zunächst trotz Bestnoten keine Anstellung als Rechtsanwältin bekam, konnte sie im Laufe ihres Lebens in die höchsten juristischen Ämter vorrücken. Weder Vorurteile oder Sexismus noch die Notwendigkeit, besser als ihre männlichen Mitstreiter zu sein, konnten ihr den Weg nach ganz oben verbauen.

Ruth Bader Ginsburg wird in den USA als Feministin, als Ikone der Frauenrechte gefeiert. Dabei ging es ihr nicht um eine Ideologie. Sie argumentierte einfach, dass das Recht dazu diene, frei zu sein - ob du oder ich. Über einen ihrer ersten Prozesse, den sie als Anwältin gegenüber dem Supreme Court führte, sagte sie: "Die Richter damals glaubten nicht, dass es Geschlechterdiskriminierung überhaupt gab." Sie schaffte es deutlich zu machen, dass diese Diskriminierung allen schadet - Männern und Frauen.

Schrittweise erkämpfte sie gleiche Rechte für Frauen. Ihre Grundlage war das Gesetz, das Frauen und Männern gleiche Würde zuspricht. Ihre Methode war, sachlich, aber stichhaltig zu argumentieren und wenn möglich, einen Konsens zwischen verschiedenen Meinungen zu suchen. Diese Auffassung von Recht und Gerechtigkeit sah sie durch eine Gewichtsverschiebung am Obersten Gerichtshof in Richtung Konservative und insbesondere in den letzten Jahren ihres Lebens bedroht. Häufiger legte sie deshalb Widerspruch ein. Und nach Kräften versuchte sie zu verhindern, dass ihr Platz im liberalen Lager des Supreme Court durch einen weiteren konservativen ersetzt wurde. Dies ist ihr leider nicht gelungen.

Auf die Frage, wann ihrer Meinung nach genügend der neun Richter*innenstühle am Supreme Court mit Frauen besetzt seien, antwortete sie einmal: wenn es neun Richterinnen sind. - Schließlich seien es die meiste Zeit neun Männer gewesen und niemand hätte sich daran gestört.

Ob es dazu jemals kommen wird? Der Blick in die Geschichte führt zu wenig Optimismus. Eine der ersten namentlich erwähnten Richterinnen findet sich bereits im Alten Testament: Debora. Es folgten keine weiteren. Oder zumindest sind sie nicht namentlich genannt. Überhaupt wurden und werden Frauen in herausragenden Ämtern in Politik, Wissenschaft, Kunst und Kirche bis heute durch Nichtbeachtung als nicht existent suggeriert. Obwohl es sie schon immer gab.

RBG geht in die Geschichte als Anwältin für Recht und Gerechtigkeit für die Geschlechter ein. Vielen jungen Menschen dient sie rund um den Globus als Vorbild. Es ist an uns, dafür zu sorgen, dass es ihr und anderen starken Frauen nicht ergeht, wie so vielen bisher. In diesem Sinne: Happy Birthday, notorius RBG!

15.03.2021, Barbara