Was ist ein guter Vater?

Anna Machin hat ein neues Buch geschrieben: Papa werden. Die Entstehung des modernen Vaters. Kunstmann Verlag, 270 Seiten, 25 Euro.
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An Ostern gehört die Suche bekanntlich dazu. Allerdings nicht nur das aufgeregte Abgrasen möglicher Verstecke im Garten. Um an solch unscheinbaren Orten etwas zu verbergen, suchen Mann und Frau ja erst einmal nach Geschenken, die sie dort ablegen könnten. Ein Tipp kurz vor Ostern: Nie verkehrt ist gute Literatur, denn Zeit zum Lesen hat man meistens doch - nicht nur wegen der Pandemie. Angesagt sind derzeit Bücher, die sich der Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern widmen. Das zeigen Werke wie "Sie kriegt ein Kind - und er die Krise!" Auch wer ein echter Papa werden will, findet zur Vorbereitung eine Menge Handbücher und Zeitungsartikel. Oft klingen sie eher problemorientiert, wie folgender Titel zeigt: "Hilfe, ich werde Papa!"

Im Bücherregal nach der Autorin Anna Machin zu suchen, scheint sich dagegen zu lohnen. Sie geht in ihrem aktuellen Blätterwerk einen ganz anderen Weg. Machin stellt die positiven Einflüsse in den Mittelpunkt, die Väter im Regelfall auf ihren Nachwuchs haben. Ihre Überschrift lautet: "Papa werden. Die Entstehung des modernen Vaters". Und die britische Evolutionsanthropolgin Anna Machin kennt sich aus, da sie am Institut für Experimentelle Psychologie der Uni Oxford lehrt und bereits eine Kulturgeschichte der Vaterschaft verfasst hat.

Doch was sind nun ihre neuesten Erkenntnisse? "Vatersein ist ein Verhalten, ohne das es unsere Art schlichtweg nicht mehr geben würde", so lautet eine ihrer Thesen. Doch was meint sie damit? "Je sicherer die Bindung an den Vater, desto weniger sei der Sprössling gefährdet, kriminell, suchtkrank oder gar depressiv zu werden, schreibt sie: "Die Vater-Kind-Beziehung ist die Quelle der Individualität und Autonomie und letztlich des Erfolges", so Machin. Interessant dabei: "Vater" meint nicht notwendigerweise den Erzeuger und nicht unbedingt einen Mann, sondern jene Person, die bereit ist, die Vaterrolle anzunehmen. Definiert also zukünftig nicht mehr das Geschlecht den modernen Vater, sondern das Handeln?

Was auf den ersten Blick revolutionär daherkommt, bleibt letztlich bei traditionellen und idealisierten Rollen- und Familienbildern stehen. Ein Kind braucht seine Eltern, resümmiert die Autorin. Deren Zeit mit dem Nachwuchs soll aber möglichst wenig gestört werden von ihrer Arbeit. Das ist nun wieder sehr pauschal formuliert und berücksichtigt nicht die sozialen und materiellen Unterschiede in einer Gesellschaft. Immerhin, eine einleuchtende Erkenntnis für Väter gibt uns Machin dann doch noch mit für den ganz normalen Alltag: "Gute Väter sind nicht einfach Mütterkopien", unterstreicht sie. Sie hätten eigene Qualitäten, mit denen sie die seelische Gesundheit ihrer Kinder fördern können: ihre Individualität, ihre Autonomie und ihre Sprachentwicklung. Handelt es sich hier um Binsenwahrheiten oder - wie es ein Kritiker der faz formulierte - um "saloppes Schwatzen"?

- Günter -